Besuch eines Zeit-Journalisten



Als Marlon Saadi uns erklärt, dass es für Journalisten kaum möglich ist aus dem Gaza-Streifen heraus zu berichten sind viele Schüler unserer Klasse entsetzt. Wäre nicht genau diese Berichterstattung von unheimlichen Wert, um im komplexen Nahost-Konflikt einigermaßen den Durchblick zu behalten und möglicherweise eine friedliche Lösung zu finden? So ist es aber nicht. Der Gaza-Streifen gilt als gefährlichster Ort für Journalisten weltweit. Seit Beginn des Kriegs am 7. Oktober 2023 sind laut der Menschenrechtsorganisation „Reporter ohne Grenzen“ mehr als 140 Medienschaffende im Gaza-Streifen ums Leben gekommen, teilweise mutwillig von israelischen und palästinensischen Streitkräften getötet, da sie dem jeweils rivalisierenden politischen Lager zugerechnet wurden. In unserer Klasse sind wir uns einig, dass das nicht so sein darf.
Es ist Freitag, der 24. Januar 2025 und wir dürfen einen besonderen Gast in unserer Doppelstunde im Fach Politische Bildung (PB) begrüßen: Marlon Saadi, Journalist der Zeit und Experte für Artikel zum Thema Nahostkonflikt, unserem aktuellen Thema in PB. Saadi, der zurzeit seine Ausbildung an der renommierten Henri-Nannen-Journalistenschule in Hamburg absolviert, gibt uns spannende Einblicke in seine Arbeit als Journalist und sein umfassendes Wissen über den Nahost-Konflikt. Zuvor hatten wir als Klasse jeweils Fragen zu diesen beiden Themen gesammelt, die Saadi innerhalb der Doppelstunde ausführlich beantwortet.
Zu Beginn des Besuchs stellt Saadi sich und seinen Werdegang vor. Als „Journalistenschüler“ der Henri-Nannen-Schule, die von der Zeit, dem Spiegel und dem Stern (RTL) getragen wird, berichtet er über seine Erfahrungen als angehender Journalist und die Herausforderungen, die mit der Arbeit als Journalist insbesondere bei Berichten über Krisengebiete wie dem Nahen Osten verbunden sind. Er erzählt uns, dass er dennoch eine große Faszination für den Journalismus entwickelt hat, vor allem, weil er täglich in Kontakt mit unzähligen Menschen in verschiedenen Lebenslagen und mit unterschiedlichen Perspektiven hat. Er beantwortet unsere Fragen zum Alltag als Reporter der Zeit, beschreibt einen typischen Entwicklungsprozess eines Artikels, der meistens in Teamarbeit entsteht und erklärt, dass vor allem das Abwechslungsreichtum den Beruf für ihn so attraktiv macht, trotz der vielen Hürden wie den ständigen Zeitdruck.
Im Anschluss an die Vorstellung seiner journalistischen Tätigkeit beginnt Saadi, auf den Nahost-Konflikt einzugehen, passend zu unseren vielen Fragen. Saadi erklärt, dass der Konflikt sehr vielschichtig und komplex ist und versucht dennoch seine Antworten so ausführlich und verständlich zu vermitteln wie möglich. So geht er auf Fragen zur Historie des Konflikts, die verschiedenen Konfliktparteien und Konfliktregionen wie die Hamas im Gazastreifen und die Fatah im Westjordanland ein sowie auf aktuelle Entwicklungen wie die Waffenruhe. Hierbei fasst er die komplexen Zusammenhänge stets gut und verständlich zusammen. Er betont, dass der Konflikt tief verwurzelt ist, was hauptsächlich durch die unterschiedlichen Perspektiven der Palästinenser und Israelis auf vergangene Ereignisse zustande kommt. Dadurch ist es sehr schwierig eine passende Lösung für den Konflikt zu finden, die beide Seiten und auch außenstehende einflussnehmende Konfliktparteien wie den Iran zufriedenstellt und den langfristigen Frieden im Nahen Osten sicherstellt. Dennoch machen ihm die aktuelle Waffenruhe und einige Eindrücke der Annäherung von Israelis und Palästinensern, die er bei seinen Reisen in die Krisengebiete gesammelt hat, Hoffnung auf ein Ende des Krieges.
Der Besuch von Marlon Saadi war eine wertvolle Erfahrung für uns alle. Wir konnten nicht nur mehr über den Beruf und die Rolle des Journalismus in Krisengebieten lernen, sondern auch ein besseres Verständnis für die Komplexität des Nahost-Konflikts entwickeln. Marlon Saadi konnte uns einen tieferen Einblick und Verständnis für die Situation im Nahen Osten gewähren und wir danken ihm für seine Zeit und seine Geduld bei der Beantwortung unserer vielen Fragen.
Klasse: 10 a
Autor: Jakob Bohmeyer
Fotografin: Mara Mehlitz
Politiklehrer: Herr Schreiber